Was ist deine grösste Angst?
Oder welche Gefühle begegnen dir immer wieder?
Bei mir ist es das Gefühl von Kontrollverlust. Gerade in Krisen begegnen mir immer wieder die Gefühle von Hilflosigkeit und Ohnmacht. Die Angst die Kontrolle zu verlieren, obwohl ich genau weiss, dass die Kontrolle zu haben sowieso eine Illusion ist.
Gerade in diesem Jahr habe ich mich nochmals sehr intensiv mit dieser Angst auseinandergesetzt. Ende 2018 spürte ich diese Angst vor allem vor der Kündigung auf emotionaler und psychischer Ebene. Danach folgte die körperliche Ebene, die mich stark an meine Grenzen trieb. Erst wieder durch fühlen, annehmen und hinschauen durfte ich im Sommer dieses Jahres dieses Gefühl transformieren. Es war ein turbulentes Jahr mit hoch auf Gefühlen, aber auch tiefen Krisen. Aber es unglaublich wie viel dadurch wieder geheilt werden durfte. Ich war noch nie in einer so «unsicheren Lebensphase» und trotzdem fühle ich mich so frei und sicher wie nie vorher. Obwohl ich keinen Plan habe was ich genau tun werde und wie ich weiterhin mein Lebensunterhalt finanzieren werde. Aber so tief in mir ist dieses Vertrauen und ich fühle, dass ich getragen und geführt werde durch mein Herz und ich meinem Seenplan folge. Deshalb habe ich mich erneut entschieden mich intensiv meinem Herz zu widmen. Ich nehme mal wieder an einem längeren Onlinecoaching teil und bin gespannt was daraus entstehen darf. Denn ich weiss, hätte ich mich in den letzten 7 Jahren nicht immer wieder intensiv mit mir, meiner Geschichte und meinen Gefühlen auseinandergesetzt, dann würde ich jetzt nicht da stehen wo ich bin. Es ist immer eine Investition in mich selbst die sich lohnt und mich immer tiefer zu mir bringt.
Was mir durch diese Vorphase dieses neuen Prozesses klar wurde ist, dass ich nicht Angst vor Schmerzen oder Verletzungen habe, wie viele anderen Menschen. Nein, denn Verlust und Schmerz ist nichts Neues für mich. Ich bin damit gross geworden und habe gelernt damit umzugehen. Ich bin dankbar, dass meine Mutter uns gezeigt hat, dass sterben zum Leben gehört und es nie ein Tabu war. Dadurch wurde Loslassen und Annehmen was Trauer und Schmerz anbelangt ganz normal für mich. Ich habe keine Angst vor diesem Schmerz, weil ich ihn kenne und schon einige Male durchlebt habe. Ich weiss, dass ich damit umgehen kann. Deshalb schenke ich auch schnell Vertrauen, weil ich keine Angst vor Endtäuschungen oder dem Schmerz des Loslassen habe. Es gehört für mich einfach zum Leben, sowie das geboren werden und sterben. Dazwischen ist diese unglaublich wertvolle Zeit. Schon als Jugendliche habe ich mir gesagt, ich will das Leben geniessen und auskosten, weil diese Zeit begrenzt ist und wir nicht wissen wie lange es andauert. Deshalb schenke ich vertrauen und geniesse solange es anhält. Sonst verpasse ich die schönsten und wertvollsten Momente. Diese Momente überwiegen all den Schmerz.
Aber da ist diese Angst die Kontrolle zu verlieren, die immer wieder in mein Leben kommt. Warum? Nie wurde mir gelernt „vertraue“ und das Leben wird dich tragen und dir deinen Weg zeigen. Nein. Ich habe gelernt hart zu arbeiten und viel zu kämpfen um etwas zu erreichen und erfolgreich zu werden. So oft bin ich bereits in meinen Jugendjahren gescheitert und hatte stetig das Gefühl zu versagen und nicht gut genug zu sein. Es zu Nichts zu bringen. Also kämpfte ich noch mehr. Es war so anstrengend und ermüdend. Es ging so weit, bis ich am Boden war und aufgeben musste und mir eingestehen, dass ich es nicht schaffe. Dabei machte ich mich auf meinen Weg zu mir. Dabei erkannte ich, dass ich aufhören durfte zu kämpfen und auf diese Stimme in mir hören kann. Dabei fand ich ins Vertrauen und ins Leben zurück. Immer wieder kommen diese Glaubenssätze, du musst was tun und hart arbeiten, damit du überlebst. Aber tief im Innern weiss ich es besser. Die letzten 4 Jahre und meine Erfahrungen und Begegnungen zeigen es mir immer und immer wieder. Heute bin ich authentisch mich und weiss nicht wohin es mich führen wird. Aber ich fühle mich erfüllt und sicher. Ich geniesse und muss nicht mehr kämpfen und daraus eröffnen sich mir immer wieder die unerklärlichsten Wege. Die Ängste sind nicht weg und ich weiss, dass sie auch immer wieder ein Teil meines Lebens sein werden, deshalb werde ich mir auch die Zeit und Raum nehmen für sie. Dadurch öffnet sich eine weitere Mauer zu mir selbst.
Ich weiss, dass wir eingeholt werden, wenn wir vor unseren Ängsten wegrennen. Und das wichtigste ist, dass diese Ängste uns nicht böses wollen, im Gegenteil, mein Leben zeigt mir einmal mehr, dass hinter der Angst so unglaublich viel Licht und Potenzial steckt. Denn schlussendlich rennen wir vor uns selbst weg. Der Grossteil unseres Gesellschaftssystems ist noch nicht interessiert daran, dass Menschen in ihre Kraft finden, deshalb lernt man uns auch nicht die Angst anzunehmen, sondern entwickelt Mittel und Wege davor zu flüchten. Ich weiss, dass auch ich im 2020 eine der Menschen sein werde, die anderen Menschen Türen und Möglichkeiten öffnet um in ihre Kraft zu finden. Ich will das Menschen kraftvoll und geheilt aus ihren Krisen treten können. Den diese Fähigkeit zur Transformation steckt in uns allen, wir müssen nur die Wege dazu finden.
Schlussendlich ist es ein Endscheidung, die jeder für sich selbst fällen muss.
Willst du dich von den Fesseln deiner Ängste klein halten lassen? Diese Grenzen können ebenfalls eine Sicherheit bieten und dir Halt geben.
Oder willst du ausbrechen und die Fesseln lösen und entdecken, was ohne die Fesseln alles möglich ist. Vielleicht fühlt sich diese Grenzenlosigkeit zuerst unsicher an. Aber du bist frei und hast dabei grenzenlose Möglichkeiten dich zu entfalten.
Beitragsbild von André Odermatt