Was für ein Tag. Das ist einer meiner persönlicheren und längeren Blogs hier.
Wie fast immer hat man eine gewisse Vorstellung von etwas, obwohl man weiss, dass es oft nicht oder eigentlich überhaupt nie so ist. Heute war ich mal wieder bei einer Tanta-Massage. So oft denken die Leute dabei an Sex. aber Tantra ist so viel mehr als Erotik. Die Tanta-Massagen die ich empfangen durfte, haben mich immer wieder tief berührt und jede einzelne hat so viel in mir bewegt und gleichzeitig geheilt. Mal war es sehr lustvoll, mal harzig oder sogar ein innerer Kampf. Jedes mal eine Reise ins Ungewisse. Hier werde ich euch auf meine heutige Tantra-Reise mitnehmen.
Beim Tantra wird der ganze Körper massiert, mit Intimbereich. Eben alles. Durch Berührung am ganzen Körper kommt das ganze System in Zirkulation. Oft habe ich erlebt, wie der ganze Körper vibriert am Ende der Massage von ca. 2-3h. Es ist ein unglaublich tiefes Tauchen und jeder wird es ganz anders erleben und wahrnehmen. Durch Berührung und dem Einbeziehen von unserem ganzen Körper und den erogenen Zonen wird die Sexualenergie in Bewegung gebracht. Daraus entsteht für mich immer wieder Magie, Tiefe und Heilung. Eben die Aktivierung von Leben, Lebensenergie. Deshalb ist es bei mir vielleicht auch mit so viel Tiefe und Magie gekoppelt, weil das genau meine Faszination von Leben ausmachen. Eine Reise ins Abenteuer und Ungewisse. Das ist wie beim Sex, dabei geht es schlussendlich nicht um Orgasmen und Lust, sondern um das Eintauchen in den Moment, in die Begegnung mit sich selbst und dem Gegenüber.
Aber da wird auch jeder seine eigene Definition haben und dies ganz unterschiedlich erfahren, wie in der Sexualität auch. Die Frage ist eher wofür wir uns öffnen oder eben nicht. Genau das war mein heutiges Thema. Wie schon erwähnt ist das nicht meine erste Tantra-Massage.
Als ich auf dem Weg zur Massage war dachte ich, Heute wird es wohl eher lustvoll und hochschwingend werden, denn ich fühlte mich gut und nicht wirklich emotional oder eher weich, wie sonst.
Tja es kam anders. Ganz anders.
Nach dem Vorgespräch und dem Austauschen über unsere momentane Lebenssituationen starteten wir in die Massage. Zu Beginn der Massage lud ich bewusst all meine Teile ein. ( Eine tolle Übung um Schatten und verdrängte Teile von uns zu integrieren und an die Oberfläche zu holen.) Und genau das passierte innerhalb von Minuten. Ich öffnete mein Herz in der Verbindung mit diesem Mann mit dem ich in diese tantrische Begegnung ging, aber ich fühlte, ich kann mich nicht ganz hingeben und öffnen, obwohl dass genau meine Intention für diese Massage war.
Etwas blockierte mich.
Da fühlte ich diesen Teil, ein Teil den ich in den Schatten gelegt hatte und der mir die letzten Monate auch schon mal begegnet war. Der distanzierte, kalte und unnahbare Teil. Etwas, dass ich auf keinen Fall sein möchte und mir die letzten Woche bereits durch andere Konfrontationssessions begegnet ist. Ebenfalls sehe und begegnet mir dieser Teil immer wieder durch Menschen in meinem Umfeld und ich möchte nicht so werden wie sie. Nun da war dieser Teil wieder. Ich fühlte den Widerstand und wusste sofort, dass es mein Schatten ist. Also setzte ich eine neue Intention, dass genau dieser Teil jetzt da sein darf und auch wenn ich in einer intimen Begegnung bin und nicht so sein möchte, genau so sein darf. Kurzdarauf umarmt mich der Masseur und hält mich. Es bricht aus mir heraus, ich Weine und fühle wie etwas aus mir herausbricht, aufbricht. Ich werde gehalten und geliebt, obwohl ich so bin, kalt, distanziert und unnahbar. Unglaublich. Es heilt etwas ganz tief in mir. Nach der Umarmung geht es in die Ganzkörpermassage über. Ich fühle diesen Widerstand immer wieder, aber er darf da sein und ich fühle mich in all diese Berührungen und Blockierungen hinein. Ich erkenne immer wieder Mechanismen, die vorher nicht sichtbar waren. Ich erkenne wie ich stetig in meinem Leben versucht habe nahbar zu sein und wie ich gerade in intimen Begegnungen diesen Teil von Distanz ausgesperrt habe.
Ich stellte mir die Frage weshalb?
Nicht nur weil ich nicht so werden will, sondern auch aus Angst und Arroganz, dass jemand anders mich halten kann und will genauso wie ich gerade bin. Egal was komme, auch wenn ich hässlich und distanziert bin. Genau das hat mir die Umarmung zu Beginn offenbart. Dieses „nicht gehalten werden können“ ist ebenfalls ein Schutzmechanismus für mich. Ich kann mich bewusst distanzieren, indem ich mir einrede, dieser Mann gegenüber von mir kann mich nicht halten und deshalb kann ich mich nicht hingeben und fallen lassen. Es die Lüge die ich mir immer wieder erzähle konnte, damit ich mich schlussendlich sogar distanzieren konnte, obwohl ich das oberflächlich gesehen nicht möchte. Diese Wahrheit sickern zu lassen tat so gut und gleichzeitig war sie schmerzhaft und liess die Tränen fließen. Wahrheit ist so befreiend und kann gleichzeitig für einen Moment so schmerzhaft sein.
Also liess ich die Massage fließen und fühlte wie ich teils sogar in einen apathischen Teil verfiel, der es geschehen liess und übersich ergehen liess. Aber bewusst mit dem Hinfühlen und wahrnehmen was ist der Widerstand dieses Schattens und wo ist meine Grenze die ich wahren darf und für mich einstehe. Genau diese Teile des Schattens, die ich benötige, die Teile die ich ebenfalls abgekapselt hatte. Es war unglaublich all das so zu fühlen und wahrzunehmen. Das heilsamsten dabei war zu erfahren, dass trotz meinem Schutzmantel und meiner Distanz Intimität und Lust möglich ist und dass all das sein darf, so wie es ist, so wie ich gerade bin.
Nach der Massage tauschten wir uns aus. Ich konnte für einen Moment nicht definieren, wie ich mich gerade fühle. Aber ich konnte erzählen, was es alles mit mir gemacht hat, was es aufgewühlt hat. Dieses Gespräch hat erneut viele neue Erkenntnisse hervorgeholt. Ebenso viele Tränen. Das Aussprechen der Erkenntnisse und Erfahrungen ist für mich immer wieder ein wichtiger Schritt zur Heilung im Prozess mit Kunden oder auch mit mir selbst. Dieses Aussprechen gibt diesen Schatten nochmals Raum und mit dem Aussprechen können wir Dinge, die in uns festsitzen erst richtig gehenlassen.
In diesem Nachgespräch durfte ich meiner Vaterthematik nochmals von einer neuen Perspektive begegnen. Im Austausch wurde klar, dass mir als Kind dieser Halt des Vaters gefehlt hat. Immer wenn ich zu anstrengend, zu anderes oder kompliziert war, dann wurde ich fallen gelassen. Erst meine Beziehung mit meinem jetzigen Partner hat mir genau das geben. Er ist für mich genau diese Stütze, dieser Halt. Ich weiss, ich kann sein, wie ich bin, er ist da. Er würde für mich durchs Feuer gehen. Aber so oft im Leben bin ich genau dort fallen gelassen worden. Ich erkenne nun auch dieses Muster, was wieder diese unglaubliche Brücke zu meiner Limitlessreise schlägt, der Coachingausbildung die ich gerade mache und natürlich auch im eigenen Prozess durchlaufe. Dort befinden wir uns gerade an den verschiedenen und tiefen Überzeugungen in unserem Leben, die uns Antrieb verleihen und es fügt sich mal wieder ein unglaubliches Puzzle mit diesem Prozess von Heute zusammen. Zum einen habe ich diesen Lebensantrieb in mir “ich bin einzigartig, aussergewöhnlich und wichtig”, aber gleichzeitig kämpft der gegen die tiefe Überzeugung “ich bin ein schlechter Mensch. Ich habe es nicht verdient”. Und genauso ist es mit der Verwundbarkeit. Ich liebe diese Nahbarkeit und Verwundbarkeit, aber gegenüber davon liegt dieser Schatten von Unnahbarkeit und Distanz, der genauso wichtig ist, um erst recht nahbar sein zu können. Es braucht immer beide Teile.
Diese Massage Heute hat ein wichtiger Teil meines Schutzmantels sichtbar gemacht. Ebenfalls lässt mich dieser Prozess nochmals demütiger werden, vor dem „Aufbrechen des Schutzmantels“ anderer Menschen, dass ja das Kernstück meiner Arbeit als Coach. Es hat mir nochmals eine neue Facette dieser unglaublich tiefen Arbeit erläutert. Ebenfalls zeigt es mir erneut auf, dass sich Thematiken nie wirklich erledigen werden und es spielt auch keine Rolle wer diese Trigger oder Traumas in uns hervorgerufen hat. Schlussendlich dienen genau diese Wunden dazu immer mehr Erkenntnisse über uns zu gewinnen. Ob nun Mutter, Vater oder Beziehungen, es geht darum mit diesen Themen immer wieder mehr Teile von uns selbst bei uns landen zulassen. Dadurch neue Facetten und Schichten von uns selbst zu ergründen und genau das ist heute passiert. Mit meinem Selbstgespräch zu Beginn der Massage, mit der Einladung, dass all meine Teile nun bei mir laden dürfen, so durfte ein abgekapselter Teil von mir zurückkommen.
Ich glaube egal welche Wunden in uns brennt, ob ausgelöst durch Vater oder Mutter oder sonst wer, diese Thematiken begegnen uns immer wieder und wir dürfen vielleicht mit jedem Mal neue Facetten von diesen Themen erkennen und somit immer mehr Teile in uns, von uns integrieren. So das wir schlussendlich immer mehr Teile von uns selbst leben und akzeptieren können.
Dieser Tag hat mir erneut gezeigt, wie wichtig die körperliche Ebene für unsere Prozesse ist. Wie wir an Themen und Blockierungen herankommen, die im Alltag sonst im Verborgenen bleiben. Eine Berührung kann in uns so viel mehr Auslösen als wir oft denken. Eine Berührung kann genau all das in uns hervorholen, wenn wir uns darauf einlassen und es zulassen. Mit diesem Nachgespräch nahm ich auch mit, dass ich in Zukunft mich noch viel mehr in die männliche Energie hineinfallenlassen möchte. Dass ich meinem Gegenüber auch zutraue mich halten zu können und ich selbst meine unnahbare Seite gezielter einsetze.
Im Zug auf dem Nachhauseweg geschah dann erneut ein magischer Moment. Eine ältere Dame setzte sich neben mich und fragte mich, ob ich ihr mit der Schere zwei Löcher in den Pulli schneiden könnte, damit sie den Daumen dort durchschieben kann und die Hände vom Pulli bedeckt werden. Und so begann unsere Begegnung und das Gespräch. Diese Art von Begegnung liebe ich so sehr und schenkt mir mein Leben immer wieder. Die Frau fragt mich einige Dinge und meint auch immer wieder, es gibt keine Zufälle, sie fragt mich, ob ich ihr Coach sein könnte. Einfach eine zauberhafte und so nahbare Begegnung mit einer Person, die genau diesen Teil, denn ich nicht haben möchte in sich trägt, unnahbar zu sein. Angst Menschen an sich heranzulassen. Alleine zu sein. Vielleicht auch das Gefühl hat zu „Anderes“ für diese Welt zu sein. Genau das Zielklientel das ich so liebe. All die Menschen, die so bunt und einzigartig sind und ich das Privileg habe ihnen genau das Aufzeigen zu dürfen und sie in ihrem Aufblühen unterstützen zu dürfen. Ich gab ihr meine Visitenkarte und sie meinte, die ist viel zu schön, ob sie die behalten dürfe. Sie stieg eine Station vor mir aus und meinte “vermisst du mich schon”. Und ja irgendwie hatte sie recht, ich vermisste sie, denn es sind diese magischen Momente und Begegnungen die ich am liebsten festalten würde, weil sie mich so tief erschüttern und überraschen und mein Herz so unbeschreiblich berühren. Sie machen mein Leben lebenswert und lebendig. Sie schenken mir einen Zauber und eine Magie, die nicht von dieser Welt ist und davon will ich unbedingt noch mehr. Und ich kriege mehr. Einfach unfassbar schön. Unbeschreiblich magisch.
Für das kommende Jahr wünsche ich mir noch mehr von diesen Moment und ich bin bereit meine Sexualität und meine intimen Begegnungen auf ein nächstes Level zubringen. Das kommende Jahr wird wieder mehr meiner Abenteuerlust der der Sexualität gewidmet werden. Nach einem Jahr tieftauchen und bei mir sein ist es an der Zeit wieder nach Draussen in die Welt zu gehen und mich auf neue Bekanntschaften und Begegnungen einzulassen.
Genau das ist das Geschenk dieses wundervollen Tages Heute. Ich darf mit der Heilung dieser Wunde eine neue Bereitschaft für Verbindungen mit Menschen mitnehmen. Ich durfte diesen Halt und die Geborgenheit erfahren, die mir gefehlt hat als Kind. Ich werde in Zukunft noch intensiver an genau diesen Themen mit meinen Klienten arbeiten. Denn nicht zufällig passieren genau diese Prozesse in mir und mit mir. Besonders wenn ich mit der jetzigen Ausbildung meinen Kontext von Destillation, Authentizität erobern und Standard definieren verfolge. Genau diese Tools und Erfahrungen werde ich mit meinen Klienten auch ankönnen. Sind wir gespannt was die Nachwehen dieses Tages noch für Wellen schlagen werden. Nun fühle ich mich weich, ausgelaugt und habe leichte Kopfschmerzen. Ein typisches Phänomen, wenn der Körper Dinge ausscheidet und entgiftet. Wenn unser Energiesystem Toxine und alte Themen löst. Jetzt heisst es viel Trinken, erden und am Abend in den Austausch mit meinem Schatz gehen und das ganze nochmals tief verankern.
In liebe eine Umarmung an euch.
Beitragsbild von dparraphotography