Der Spagat zu Dritt

Eigentlich wollte ich einen Blog über ein anderes Thema verfassen, aber es zeigt sich gerade, dass ich euch mal wieder auf meine Beziehungsreise mitnehme. Aber das andere Thema kommt ganz bestimmt noch. Das Triggert dann bestimmt wieder ganz schön.  
An der Stelle möchte ich mich bei Allen Bedanken, die mir so wundervolle Nachrichten haben zukommen lassen bezüglich meiner Liebe zu meinen beiden Männern.

Ja ein Thema das definitiv nicht nur meine Identität und meine Welt ins Wanken bringt. Polyamorie oder eine „nicht Monogame“ Beziehung scheint für viele doch noch ein Trigger zu sein. Aber das bin ich mir mit meinen „Tabu“-Themen bereits gewohnt. Irgendwie scheint mich das Leben immer wieder in solche Themen reinzuschieben. Gleichzeigt zeigt es mir aber, dass es für mein persönliches Umfeld überhaupt nichts Abartiges zu sein scheint. Einfach weil Ich schon immer etwas anders unterwegs war und mich mein Umfeld auch bereits so kennt. Ein grosses Geschenk für das ich unglaublich dankbar bin. Es zeigt mir einmal mehr, dass ich mir ein Umfeld geschaffen haben, dass auch wirklich an mir interessiert ist, dass bunt und einzigartig ist. Menschen die einfach für einem da sind, die mit mir gewachsen sind. Menschen die an Wachstum und Inspiration interessiert sind. Ein Umfeld, wo ich mich immer wieder neu entfalten kann. Danke an der Stelle an meine Familie, Freunde und meine Herzensmenschen. Ich liebe euch.

Gleichzeitig zeigt mir diese Situation aber auch diesen grossen Split, von Menschen, die einem einfach nur hassen und verachten für die Einzigartigkeit und vielleicht auch einfach den „Trigger“ den man in ihnen setzt. Es zeigt mir einmal mehr, dass man in solchen Situationen Menschen „richtig kennenlernt“ und auch das ist ein Geschenk, weil es einem zeigt, wenn man um sich haben möchte und wenn nicht. Für wenn man seine wertvolle Lebenszeit investieren möchte. Trotz all dem Widerstand entsteht aber dadurch für mich auch immer wieder viel Inspiration. Gerade wenn Wut und Hass in mir getriggert wird, dann feuert es meine Kreativität an. Ich kann Dinge erschaffen, zu denen ich vorher vielleicht keinen Zugang gehabt hätte.

Seit vier Monaten haben sich mein Leben und auch ich mich selbst komplett verändert. Ich erkenne Dinge in mir, Facetten oder auch Träume, die vorher nicht vorhanden waren oder zu denen ich einfach auch keinen Zugang hatte. Diese Situation beweist mir erneut, dass die Liebe und die damit verbunden Menschen uns an Orte führen können, zu denen wir selbst keinen Zugang haben. Noch nie habe ich mich so tief fallen lassen können und geöffnet wie die letzten Wochen. All die Monate vorher haben mich so verwundbar gemacht, dass ich meinen Schutzmantel immer mehr ablegen konnte und auch Dank der Unterstützung meiner beiden Schätze. Auch wenn ich mir immer noch nicht „wirklich“ gerne in die Karten blicke lassen und jemanden an meine Wunden ranlassen, dann schafft es dieser neue Mensch durch seine Liebe, Neugier und Fähigkeit immer wieder.
Danke dafür.
Dank all dieser Herausforderungen mit euch beiden darf ich meinen Schutzmantel erst richtig sehen, kennenlernen und überhaupt erkennen dass ich einen habe. Ebenfalls darf ich meine langjährige Beziehung damit auch nochmals auf ein neues Level bringen. Unglaublich was all diese Herausforderungen in jedem Einzelnen von uns hervor holt. Definitiv nicht nur Dinge die einfach hinzunehmen sind. Aber ich lerne Kommunikation gerade neu. Wirklich über alles sprechen zu können. All die Belastungen, Ängste aber auch wunderschönen Dinge. Etwas das für mich ein Fundament in einer Beziehung aus macht und was definitiv vielen von uns fehlt. Weil es die Dinge sind, die wirklich schmerzhaft, verletzend aber auch eine unglaubliche Tiefe schaffen in einer Beziehung. Etwas wofür für mich eine Beziehung steht, aber auch das darf ich nochmals neu und intensiver erleben. Ich erkenne, dass diese Tiefe das unfassbarste und schönste auf dieser Welt ist und gleichzeitig wird mir bewusst, dass genau das einem wirklich zerstören kann. Aber wenn man sich dessen bewusst ist und den Menschen wirklich liebt, dann wird man diese Macht, diese Liebe auch nie nutzen. Es ist für mich zu einem Kodex der Liebe geworden. Zu wissen, ich habe die Macht diesen Menschen zu verletzen, aber ich tue es nur um den Menschen in seinem Wachstum weiterzubringen oder um meine eigene „Wahrheit“ zu sprechen, weil es nötig ist. Aber die Intension dahinter muss immer die der Liebe sein, nicht die eines unbewussten Schmerzes. Dafür bin ich einmal mehr dankbar für mein Wachstum und auch all diese intensiven Wochen, die mir all das noch so viel mehr gelernt haben. Mir aber auch zeigen, wie „verletzte“ Menschen mit anderen umgehen und wild um sich schlagen und sich selbst völlig aus der Verantwortung nehmen.

Mir zeigt diese neue Beziehung zu dritt einmal mehr das nicht nur Kommunikation ein muss ist, sondern auch die Liebe an sich. Wenn man wirklich liebt, dann tut man einfach alles in seiner Macht Stehende um den anderen zu unterstützen und weiterzubringen, weil man ihn liebt. Ich dachte immer, ich kenne die tiefen und Facetten der Liebe, aber ich darf erkennen, dass da noch so viel mehr möglich ist.

Meine Welt steht weiterhin auf dem Kopf und mein Kopf kommt definitiv nicht hinterher und ich weiss wirklich oft nicht, wo mein Kopf steht. Oder wo ich selbst stehe oder stehen soll. So vieles, was ich nicht begreifen und verstehen kann.

Warum macht das Leben sowas? Was soll all das? Warum kann es nicht einfacher sein?

Aber all das spielt keine Rolle, ich bin jetzt da. Wir sind jetzt in dieser Situation und wir gehen diesen Weg Step by Step gemeinsam und irgendwo auch jeder für sich. Ich weiss und werde es auch nie wissen, was die Zukunft bringt und was noch alles geschieht, aber ich folge weiterhin meinem Feuer, meinem Herzen, dass mich leitet und mir Vertrauen beigebracht und bewiesen hat die letzten Jahre. Vielleicht habe ich auch schon in einigen Monaten Antworten auf all diese Fragen in meinem Kopf und vielleicht auch nicht. Aber eines weiss ich, dass wir bestimmt wieder an ganz anderen Prozessen und Orten stehen werden.

Ich glaube ich habe noch nie so viel geweint, wie die letzten vier Monate, vor berührt sein, Freude, Sehnsucht, Schmerz oder Überforderung. Gleichzeitig habe ich noch nie so tief, intensiv und innig geliebt wie jetzt. Noch nie habe ich so viel gleichzeitig gefühlt wie im Moment. Auch wenn der Spagat zwischen all dem mich fordert, zerreisst oder zweitweise auch überrollt, musste ich lernen mich mitzuteilen und darf lernen all das zu teilen und erneut Hilfe und Unterstützung durch die beiden anzunehmen. Danke für eure unermessliche Liebe und euer einlassen auf diese Liebe und Tiefe. Das ist mein grösstes Geschenk, dass ihr mir machen konntet.

Das Leben und die Liebe hat mich gelernt, dass man sie nicht kontrollieren kann. Man kann sich nur auf sie einlassen und Entscheidungen treffen. Wir können uns in das Abenteuer und das Unbekannte stürzten und dabei magische Momente erleben oder wir sträuben uns und werden trotzdem irgendwie dadurch müssen, also warum nicht mit Neugier und Freude.

Beitragsbild von Harrygrees