Wie oft sagst du den Menschen die du liebst und dir wichtig sind was du fühlst und wie gerne du sie hast?
Wie oft machst du den ersten Schritt?
Ich traf diese Entscheidung schon sehr früh. Mit ca. 16 Jahren und es verstärkte sich die letzten Jahre noch mehr. Mir ist es sehr wichtig, dass wenn ich sterbe, dass die Leute die mir wichtig sind das auch wissen. Das wenn ich nicht mehr da bin, dass die Liebe die ich für sie empfunden habe bleibt.
Ich habe mich entschieden auch in der Liebe, in der Verbindung mit Menschen meine Verwundbarkeit zu offenbaren mit dem Risiko enttäuscht zu werden. Das alles weil ich als Jugendliche öfters verliebt war und erst im Nachhinein erfahren haben, dass es auf Gleichseitigkeit beruhte. Aber die Chance war dann verpasst. So schwor ich mir mit etwa 20 Jahren solche Chancen nicht mehr an mir vorbeiziehen zu lassen und es den Männer zu sagen, auch wenn sie mich ablehnen würden. Und genau das tat ich. Und natürlich musste ich auch schmerzliche Ablehnungen erfahren, aber genau die haben mir gezeigt, dass auch das vorüber geht und es für mich weitaus weniger schlimm ist als die verpassen Chancen und Ungewissheit. Ich habe erkannt, dass es für mich viel angenehmer ist «nicht um den heissen Brei herum zu quatschen» sondern direkt und offen zu sagen was ich fühle und empfinde. Also auch wenn ich einen Korb bekam, wusste ich danach was Sache ist und hatte nicht mehr dieses hin und her und das fühlte sich definitiv besser an. Durch das habe ich gelernt meine Scham und Zurückhaltung zu überwinden. Macht man das nämlich immer wieder und regelmässig, so wird es zu einer Gewohnheit und es fühlt sich nicht mehr komisch an. Heute gehört das zu meinem Alltag und ich bin immer wieder begeistert, wie sehr es meine Beziehungen und Begegnungen mit Menschen erleichtert.
Abgelehnt und enttäuscht zu werden gehört für mich zum Leben und es fühlt sich für mich auch nicht mehr leidvoll an. Es führt sogar dazu, dass ich weitergehen kann und nicht hängen bleibe an etwas, dass sowieso keine Zukunft hat. Ein weiterer wichtiger Schritt war die Erkenntnis, dass wenn ich jemanden Liebe es nichts damit zu tun hat, ob der andere mich auch liebt. Ich liebe den Menschen unabhängig davon, ob er das erwidert oder nicht. Ob wir dann daran festhalten wollen, es eine Zukunft hat, dass sei dahingestellt. Aber Liebe hat nichts mit dem Gegenüber zu tun. Sondern ist unser eigenes Empfinden. Ganz lange wusste ich in meiner Affäre, dass wenn ich ihn vor eine Wahl stellen würde, er sich nicht für mich entscheiden würde und dass nicht weil er mich nicht liebte, sondern weil er einfach nicht konnte. Das war für mich Heilung pur. Weil ich erkannt habe, dass es nichts daran ändert, dass ich ihn liebe. Und ich habe mich entschieden einfach diesen Moment, diese Verbindung und diese Liebe zu leben und zu geniessen solange es geht. Deshalb ist für mich Liebe auch unglaublich fest mit «Entscheidung» gekoppelt. Wir entscheiden uns für einen Menschen, eine Verbindung und die Liebe selbst. Und eine Entscheidung ist sooo kraftvoll. Man treibt nicht mehr in diesem Strudel und lässt sich einfach umherschleudern… man übernimmt wieder das Steuer und die Verantwortung.
Deshalb habe ich mich ebenfalls für den ersten Schritt entschieden. Oder besser gesagt viel mehr dafür den Menschen mein Herz offen zu legen. Meine Gefühle, Gedanken und die Liebe mit ihnen zu teilen. Dass heisst auch jemand fremden im Bus oder auf der Strasse ein Kompliment zu machen oder anzusprechen, wenn mir danach ist. Wenn ich Menschen kennenlerne und ich sie mag, sie mein Herz berühren oder ich sie anziehend finde, dann sage ich ihnen das. Ich mag diese offene Kommunikation und es vereinfacht mein Leben um ein vielfaches. Ich mache mir keine Gedanke mehr darüber wie früher in der Jugend, wann darf ich ihm schreiben und wie oft und man sollte sich rar machen oder was auch immer. All diese Spielchen habe ich auch durch. Aber ich bin der Überzeugung, dass genau dies alles nur verkomplizierten und der einzige Sinn dahinter ist unsere Verwundbarkeit zu verstecken um uns nicht wahrhaftig zeigen zu müssen. Immer noch ein Stücken Mauer zwischen dem Menschen zu haben, damit es bei einer Enttäuschung vielleicht nicht ganz so weh tut oder wir uns rausreden können. Wenn wir ehrlich sind, dann tun wir uns selbst damit keinen Gefallen und verletzen uns selbst noch viel mehr. Wenn wir ehrlich sind, dann belügen wir uns in dem Moment gerade selbst. Die Frage ist, was du möchtest. Liebe ist nicht ein Instrument, dass man halbherzig leben kann, doch man kann schon, aber dann wirst du an der Oberfläche bleiben. Dein Herz wird dadurch nicht diese tiefe Verbundenheit oder Berührung erfahren. Dass es weniger schmerzhaft ist, dass ist eine Illusion, weil je mehr Widerstrand wir gegenüber Verwundbarkeit und Enttäuschungen haben umso härter werden sie uns treffen.
Wir haben vergessen und verlernt, dass unser Herz und die Liebe die stärkste Kraft im Universum ist. Mit einem offen Herzen wirst du so viel mehr Wunder und Liebe erfahren können. Du wirst eine Verbundenheit und ein Vertrauen erfahren, dass vorher zugemauert scheint. Dadurch wirst du auch mit der Enttäuschung und dem Schmerz von Verletzungen umgehen können, weil dein Herz wird nie besiegbar sein. Es kann alles in dir heilen. Es liegt in der Kraft deiner Entscheidung.
Genau diese Entscheidung habe ich vor einigen Jahren getroffen. Mich zu leben und mich zu sein. Mich zu zeigen und das heisst meine Gefühlen, Gedanken und die Verwundbarkeit zu offenbaren. Ich habe keine Lust mehr auf ein Versteckspiel, weil das hat mir Jahrelang genügen Energie und Kraft geraubt. Mich auch nicht mehr zu schützen, weil genau dieser Schutz mir vor Jahren viel mehr Leid und Schmerz zugefügt hat als nun mit offenem Herzen enttäuscht oder verletzt zu werden. Ich fühle mich seither frei und offen. Es fühlt sich viel leichter, unkomplizierter und natürlicher an Menschen zu begegnen. Ich liebe und zelebriere es unglaublich Menschen kennenzulernen und diese Verbindungen zu erfahren. Es ist für mich der Sinn meines Daseins. Es ist Inspiration durch das Leben selbst. Eine Erfüllung die mich immer wieder mit neuer Leidenschaft fürs Leben durchflutet.
An der Stellen Danke für all die Begegnungen. Danke für euere Liebe und eure Dasein. Danke für die unvergesslichen Momente. Danke für die Erinnerungen die in meinem Herzen abgelegt sind. Danke für die wunderschönen Erfahrungen mit euch. Danke für die Berührungen. Danke für das berührt sein im Herz durch euch.
Danke Danke Danke
Beitragsbild von Matthias Naef