Die Brücke dazwischen

Gefühlt befinde ich mich seit schon fast 4 Jahren in dieser Zwischenphase. In einer Phase, wo was Neues beginnt und was Altes abgeschlossen wird. Vor etwas mehr als 4 Jahren habe ich meinen Job als Hebamme aufgeben und bin in meine Selbständigkeit als Model und Coach gestartet. Diese 4 Jahren sind unglaublich schnell vergangen, wenn ich nun zurückblicke.
Diese Jahre sind ganz anders verlaufen, als ich es mir vorgestellt habe. Ich dachte, dass ich nun die Zeit vor allem meiner Selbständigkeit widme, meinem Business und das habe ich getan, aber in was ich vor allem Zeit investiert habe, ist in mich selbst. Das wird mir erst jetzt so richtig bewusst. Ich habe in diesen Jahren meine Panikattacken geheilt, meinen Körper und Lifestyle auf ein neues Level gebracht. Alte Barrieren von Ohnmacht abgelegt und begonnen den Machtvollen Teil wieder in mein Leben einzuladen. Ich bin nun kraftvoller und vitaler denn je.

Aber was ich umso mehr nun vor mir liegen sehe, ist meine berufliche Ausrichtung. Gerade im letzten halben Jahr habe ich da eine mächtige Krise erlebt. Noch nie in meinem Leben war ich an dem Punkt, wo ich nicht wusste, was ich den beruflich machen möchte. Was mich erfüllt und für was ich brenne. Es fühlte sich so sinnlos und unglücklich an. Die Angst an einem Ort, in einem Beruf zu landen, der mir nicht gefällt. Ich habe meinen Antrieb verloren und sogar die Hoffnung und das Vertrauen ins Leben. Als Jugendliche war schnell mal klar, dass ich Hebamme werden will und dieser Entscheidung bin ich die letzten 20 Jahren gefolgt. Seit 2019 mit meiner Kündigung wurde dieses Kapitel geschlossen und ich fühle, dass was ganz Neues beginnt. Aber ich habe keine Ahnung was und das bis heute nicht. Ich arbeite weiterhin mit Menschen und genau das erfüllt mich. Ich liebe es Menschen zu begegnen und zu sehen, was ich bewirken darf und wie Menschen dadurch kraftvoller ihren eigenen Weg gehen dürfen. Wie Heilung entstehen darf und Leid abfällt.

Ebenfalls brenne ich weiterhin fürs Modeln. Mich sein zu dürfen mit all meine Facetten, Ecken und Kanten und dass mit euch teilen zu dürfen. Sei das nun durch Fotos oder meine Texte und Videos. Gerade in der heutigen Welt scheint es mir umso wichtig diese Vision vom «echten» und «unfiltriertem» auf den sozialen Medien zu zeigen. Wir versinken immer mehr in einer digitalen Fake Welt. Wir passen uns noch mehr an und beschneiden uns selbst ohne das wir es wirklich wahrnehmen. Wir vergraben unsere Träume, weil sie den Menschen da draussen nicht passen könnten, zu verrückt oder abnormal sind. Genau das war der Grund für die Gründung meiner Modelseite im 2015 und diese Vision in im brennt noch stärker. Denn Menschen die Verwundbarkeit, das Reale und Natürliche zu zeigen, auch wenn alles andere überhand zu nehmen scheint. Den Mut in uns zu erwecken für uns und unsere Träume zu gehen, selbst wenn wir sogar unsere Träume verloren haben. Uns selbst zu sein in einer Welt, wo die meisten Menschen eigentlich keinen Bock mehr auf Realität und Echtheit haben. Uns selbst zu sein, obwohl wir vergessen haben, was den noch wirklich wir selbst sind. Unsere Teile, unsere Facetten wieder zu entdecken und zum Leben zu erwecken.

Gleichzeitig erlebe ich die letzten Wochen und Monate, dass es umso schwieriger ist, wenn man gar nicht mehr weiss, was man sich wünscht, was man leben möchte und wofür man brennt. Wenn dieser innere Antrieb und dieses Feuer plötzlich verbrennen. Vielleicht darf ich genau diese Erfahrung machen, weil ich sonst diese Situation, diese Sinnlosigkeit die so viele verspüren gar nicht greifen und verstehen könnte. Denn vorher hatte ich immer dieses Brennen, diese Leidenschaft und das Feuer in mir, dass mich zu einem Ziel getrieben hat.  Also ich habe es immer noch, in meinem Alltag und meinem privaten Leben, da brenne ich mehr den je, aber beruflich gesehen befinde ich mich definitiv an einem Scheideweg. Ich habe keine Ahnung wohin ich gehen so. Tief in mir weiss ich, dass das Leben etwas für mich bereithält, aber nur ganz tief in mir. All die Zweifel, die Ängste und Sinnlosigkeit überfallen mich immer wieder. Ich möchte genau diese Brücke dazwischen, diesen «Zwischenraum» von etwas Altem zu was Neuem mit dir teilen, weil wir den oft nicht zu Gesicht bekommen. Wir sehen die Menschen überall und gerade auf den sozialen Plattformen nur in ihren goldigen Momenten. Dort wo sie ihre Ziele verfolgen, ihren Erfolg feiern und den Weg kraftvoll gehen. Aber dazwischen liegen oft so viele dunkle Täler, so viele Zwischenräume, die durchlaufen werden mussten. Seit ich mich darin befinde wünsche ich mir mehr den je eine Aufgabe, ein Ankommen und vor allem wieder Stabilität. Seit 4 Jahren befinde ich mich im Aufbruch, im Sturm und es scheint nicht enden zu wollen. Ich will wieder Leichtigkeit und pure Freude erfahren. Das zeigt mir einmal mehr, dass ich gefordert werde in die Hingabe zu gehen, obwohl mein Kontrollfreak stärker den je die Zügel in den Händen hält. Dank der Disziplin und Kontrolle durfte ich mich persönlich und körperlich unglaublich weiterentwickeln, dafür erkenne ich jetzt, dass ich begonnen habe die Hingabe auszusperren oder teils sogar in meine Schattenwelt zu verdrängen. Deshalb fällt es mir unglaublich schwer, mich wieder gehen zu lassen, mich tragen zu lassen und loszulassen. In der Liebe fällt es mir unglaublich leicht, aber im Beruf ist es eine riesige Herausforderung.

Da steh ich nun. Keine Ahnung, wohin das Leben mich führen mag. Dabei sehe ich in meinem Umfeld unglaublich viele wunderschöne Fügungen. Menschen die gerade neue Schritte gehen und was ganz Neues begonnen haben und genau das ermutigt und feuert in mir.

Wie ich weiterhin mit Menschen arbeiten werde, ich weiss es nicht. Es wird sich zeigen. Ich coache im Moment weiter, aber ab Mitte April werde ich gegeben falls nach einer temporären oder Teilzeit Beschäftigung Ausschau halten. Ich fühle, dass es gerade so wichtig ist endlich loszulassen und mich nicht mehr an etwas festzubeissen. Es gibt so viele Wege und Möglichkeiten und vielleicht gibt es Dinge, die ich so noch gar nicht greifen und sehen kann. Eines weiss ich, ich will leben und das heisst Abenteuer und mich ausprobieren und genau das geschieht in diesem Moment. Ich wollte mehr Flexibilität und auch das ist geschehen, körperlich, mental und jetzt auch in meinem Leben an sich. Es fordert mich auf, mich aus meiner Komfort Zone zu bewegen. Mich auf Neues einzulassen und mich auszuprobieren.

Dieser Text ist nicht der erste in dieser Form und deshalb weisst du, dass ich mich schon länger in dieser Zwischenphase befinde, aber ich schreibe diesen Text jetzt, weil ich das Gefühl habe, dass diese Zwischenphase im nächsten Monat ein Ende nehmen wird. Es wird ein Cut geben und das Neue, was auch immer es ist, wird kommen. Und wenn es soweit ist, werden meine Gefühle, meine Empfindungen ganz andere sein und diese Zwischenphase scheint dann nur noch wie eine leichter Nebel der mal wahr, obwohl er sich im Moment unglaublich einengend und erdrückend anfühlt. Genau das möchte ich mit dir teilen, weil es diese Momente vor einem Durchbruch sind, die vielleicht den Erfolg und etwas Neues erst richtig zum Glänzen bringen.

Ich will leben. Ich will frei, voller Freude und Leichtigkeit sein. Das ist das, was ich mir für dieses Jahr und für dieses Neue Kapitel wünsche. Nach vielen Jahren Sturm, Innenschau und Melancholie, will ich mein herzhaftes Lachen und das freudvolle Strahlen wieder mit der Welt teilen.

Beitragsbild von Martin Schenk

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