Die Unsicherheit des Lebens

Gerade darf ich wieder einen eigenen herausfordernden Prozess durchlaufen. Spannende und neue Erkenntnisse machen, am eigenen Leib erfahren, was das Leben alles so mit einem Anstellen kann. Was passieren kann, wenn man seinen Ängsten und Schatten direkt in den Momenten des Geschehens begegnen kann. 

Eine meiner grössten Ängste ist krank zu werden. Abhängig zu werden, also eigentlich schlussendlich meine Kontrolle zu verlieren. Ja das ich ein Kontrollfreak bin wissen glaube ich schon die meisten die mich länger verfolgen. Nun schliesst sich seit einigen Monaten den Kreis. Ich habe schon einen Blog über «das Radikale» geschrieben und genau das spiegelt sich hier in diesem Thema erneut. Denn wenn wir krank werden, dann heisst das eine radikale Veränderung. Wir können es nicht mehr verdrängen und müssen dass „nicht erkennen wollen“ loslassen. Es ist sichtbar und offensichtlich in diesem Moment und wir werden zwangsläufig genau mit unseren Schatten, dem Verdrängten und den Ängsten in uns konfrontiert. Aber oftmals tun wir alles, um nicht genau hinblicken und fühlen zu müssen und ich bin da keine Ausnahme. Ich habe genauso gelernt zu verdrängen und mich in der Ohnmacht zu verlieren, damit ich nicht Erkennen und Wachsen muss. Ich habe gelernt so lang zu verdrängen, bis es unausweichlich wird und genau darin liegt meine Angst. Ich weiss, wenn es unausweichlich ist, dann werde ich auch radikal mit einer Veränderung konfrontiert. Und genau davor habe ich Angst. Weil ich Veränderungsresistent geworden bin. Weil ich vergessen haben, dass das Leben eine stetige Veränderung ist. Weil ich vergessen haben, dass ich doch genau dafür hier bin. Um mich zu verändern. Um mit dem Leben, den Umständen und der Umwelt zu wachsen.  

Ich habe so lange gedacht, dass jegliche Signale Zeichen einer Bestrafung sind, dabei geschieht das aus Liebe. Aus einem Impuls uns endlich in eine Veränderung zu drängen, weil wir es selbst verlernt haben. Ich habe mich verschlossen vor dem Leben und der Umwelt, aus Angst was für Schatten dadurch noch aus der Verdrängung hochkommen könnten. Ich glaube mittlerweile, dass wir hier sind um all das Verdrängte wieder an die Oberfläche kommen zulassen und dann damit den Raum für unsere Potentiale zu schaffen. Und genau davor haben wir alle so unglaublich Angst. Vor unserer Dunkelheit, vor unseren Ängsten und Schatten. Wir flüchten regelrecht davor, weil uns nichts anderes von klein auf gelernt wurde. Aber wir habe immer die Möglichkeit uns neu zu Entscheiden und die Verantwortung zu übernehmen. Uns Wege und Begleitungen zu suchen, damit wir genau diese dunklen Flecken aufdecken können. Ich weiss nun, dass ich so viel mit meiner Dunkelheit arbeite, damit ich schlussendlich auch andere Menschen genau da hineinführen kann. Denn wenn ich es nicht schaffe meiner eigenen Dunkelheit zu begegnen, könnte ich auch nie in dieser tiefe mit anderen Menschen arbeiten, wie ich es tue.  

Nun zu meinem eigentlichen Ereignis. Ich durfte in den letzten Tagen durch meinen «Schattenknubbel» erkennen, dass ich mich immer noch stark vor dem radikalen verschliesse. Also das ich mich vor allem vor der Umwelt schütze. Nicht vor Menschen, sondern vor der Natur des Lebens. In der Beziehung und Liebe durfte ich diesen Weg des radikalen bereits vor Jahren gehen und dem Leben und den Menschen wieder erlauben mich zu berühren. Tief, radikal und verändernd, aber in meinem Leben sonst nicht. Ich habe mich verschlossen. Ich habe mich abgekapselt aus Angst, wie es mich verändern könnte und was und wer sich aus mich entwickeln könnte. Ich wollte es kontrollieren in dem ich mir eine Sicherheit aufbaute. Eine Scheinsicherheit, wie es so viele gibt. Augen verschliessen und einfach verdrängen. Bis es so offensichtlich wird und was getan werden muss. Oder es so schmerzhaft wird, dass ich meinen A** bewegen muss. Nun mein «Schattenknubbel» hat sich gezeigt und mich aufgefordert zu intervenieren. Also habe ich mich erneut mit meinen Ängsten und Schatten konfrontiert und das Thema ist auch noch nicht durch. Ich habe erkannt, dass nicht die Entscheidung das Problem ist, sondern die Auswirkungen. Das ich Angst habe verurteilt zu werden für meine Wahrheit, für meine Verantwortung und vor allem das die Auswirkung eine Wirkung auf mich hat (radikal lässt grüssen) die ich nicht aufhalten und kontrollieren kann. 
Ich verlor mich einige Tage in meinem bekannten „Verdrängungsmodus“ (Augen zu und durch, Ohnmacht) und fühlte all die verschiedenen Facetten der Ängste in mir. Nun schlussendlich traf ich die Entscheidung mit dem Wissen, es wird radikal werden. Ich bereitete mich auch darauf vor. Ich konfrontierte mich mit den Ängsten, was wenn usw. Aber schlussendlich war die Erlösung, dass ich dem Leben erlaubt habe mich auf dieses Abenteuer einzulassen. Mich auf diese Begegnungen, wie sie gerade sind einzulassen. Und es entwickelte sich alles ganz anderes. Ich konnte Dank meinem offenen Herzen (dank vorgängiger Schattenarbeit) ganz anders auf den Moment einlassen. Ich durfte dazulernen und an der Begebenheit wachsen. Ich fühlte danach diese Befreiung und die Macht meiner Entscheidungskraft für das Leben. Mir wurde bewusst, dass ich dadurch gerade ein Teil meines Weltbildes erneuert habe.  

Der Schattenknubbel durfte sich öffnen und gehen. Dank ihm bin ich erneut an das Thema Radikalität gekommen. An das Unausweichliche und die Angst davor etwas zu erkennen und zu sehen, dass ich eigentlich nicht möchte. Aber ich muss erkennen, dass genau das doch das Leben ist. Das all das für mich und nicht gegen mich geschieht. Damit ich mich eben verändere, das ich lerne wieder in den Fluss des Lebens einzutauchen und mich auf das Unsichere einzulassen.  

Genau diese Unsicherheit zeigt mir einen erneuten Schatten auf. Den Schatten der sogenannten schein Sicherheit. Wir Kontrollfreaks (und das sind wir alle) suchen doch immer irgendwo Sicherheit. Wir werden regelrecht darauf konditioniert. Präventionen da und Versicherungen hier. Es geht nicht darum das schlecht zu reden, nein im Gegenteil. Es geht darum, dass wir den Schatten und die darin verborgenen Ängste nicht ausseracht lassen. Denn gerade in meinem Fall durfte ich erkennen, dass auch keine Prävention, keine Absicherung einen Schatten hat. Es «nicht sehen und wahrhaben» zu müssen, also blind sein zu bevorzugen, was wiederum eine Scheinsicherheit auslösen kann. Aber auch Prävention hat einen riesigen Schatten in unserer Gesellschaft. Er versucht jegliche Risiken auszuschliessen und wir verschliessen die Augen vor dem Ungewissen und Unsicheren erneut. Wir gehen einfach von der Annahme aus, dass alles gut sein wird. Aber was, wenn das Ergebnis ein anderes sein wird? Und wie lange wird uns das Ergebnis wirklich Sicherheit bieten? 

Nun diese Prozess zeigt mir sooo viel neue Entfaltungsmöglichkeiten. Wir sollten uns generell auch im «gesundheitlichen» mit Schattenarbeit auseinandersetzen. Weil gerade dort so ein unglaubliches Potential liegt. Weil wir dort radikal mit unseren Verdrängungen konfrontiert werden. Ich denke viele von uns gehen in einem unbewussten Zustand der Ohnmacht zum Arzt. Damit geben wir unser «Bewusstsein», unsere Verantwortung und auch unsere Entscheidungsmacht voll ab. Somit sind wir auch nicht im Zustand aus unserer Mitte heraus agieren zu können. Und gerade bei Präventionsarbeit, die ich so oft in meiner Hebammenarbeit erlebt habe, da wurde selten jemand mit der sogenannten Auswirkung konfrontiert. Also schlussendlich auch mit der Übertragung der Verantwortung. Dir die Frage zu stellen, werde ich überhaupt was tun wollen, wenn ich das Ergebnis habe? Sondern einfach davon auszugehen, dass schon alles gut ist und dir sonst jemand sagt, was zu tun ist. Das heisst auch Verdrängung und Augen zu verschliessen. Und genau da fängt für mich die Schattenarbeit in der Prävention an. Es geht nicht darum die Tests oder Entscheidungen in Frage zu stellen, sondern erkunden zu dürfen, was das Leben uns da gerade an Schatten und verdrängtem Material an die Oberfläche bringt. Denn genau das möchte aus meiner Sicht in diesem Moment angeschaut werden. Und ja eine Konfrontation kann so konfrontierend sein, weil sich eben radikal und verändernd ist.  

Dank dem wurde mir bewusst, dass meine Angst vor Krankheit auch daran liegt, dass ich eben Angst habe von dieser unausweichlichen, radikalen Veränderung. Also vom Fluss des Lebens, der meine Kontrolle unterbrechen kann und mich einfach ins Ungewisse stürzen lässt. Aber es hat mir auch gezeigt, dass ich dadurch mehr Freiheit und Mut entwickeln kann. Dass ich trotz Unsicherheit oder vielleicht gerade dadurch ins Vertrauen finden durfte. Sicherheit lässt uns einfrieren, erstarren und vor allem unflexibel werden. Dank Unsicherheit und Veränderungen können wir wieder in den Fluss des Lebens springen, lernen zu Wachsen und Aufzublühen. Erst diese Flexibilität lässt in uns die alten Schutzmauern fallen und das Leben wieder herein. Und genau daran arbeite ich. Für noch mehr Flow, Power und Lebendigkeit in meinem Leben. 

Dieser Prozess ist für mich noch nicht zu Ende. Ich darf immer wieder üben, mich auf die Unsicherheit des Lebens einzulassen. Tagtäglich darf ich das in mein Leben integrieren lernen und gerade die Schattenarbeit hilft mir da extrem. Dank diesen Prozessen entfalten sich in mir wieder so viele neue Visionen und Inspirationen, die ich in die Welt und das System hinaustragen möchte. Eine Prävention, eine Medizin mit Schattenarbeit wäre so was Wertvolles für diese Welt. Mal schauen was sich da noch alles entwickeln lässt.  

Beitragsbild Bea Troxler

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